Cannabis ist in Deutschland seit 2017 als Medizin freigegeben worden und wurde nun 2024 offiziell auch als Freizeitdroge legalisiert.
Der medizinische Cannabismarkt hat durch die Legalisierung einen massiven Boom erlebt, wodurch der Verkauf von Cannabis mehr und mehr zum alltäglichen und lukrativen Geschäft der deutschen Apotheken geworden ist.
Doch auch wenn der Verkauf von Cannabis bei den Apotheken boomt, muss das nicht gleich heißen, dass alles Tipptopp im medizinischen Cannabismarkt in Deutschland läuft. 🇩🇪⁉️
Zu viele Produkte und zu wenig Produktinformationen
Seit der Teillegalisierung durch das CanG im April 2024 kann Cannabis leichter als Medikament verschrieben werden, indem man sich einfach Online, oder per Telemediziner bequem von Zuhause aus ein Rezept ausstellen lässt.
Die Anzahl der deutschen Cannabispatienten steigt damit stetig an was zu einem enormen Wachstum bei medizinischen Cannabisunternehmen wie zum Beispiel Cantourage geführt hat die in Q3 2024 13,2 Mio. Euro Umsatzerlöse verzeichnet haben. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 130 %!
Um diesen boomenden Markt zu sättigen, müssen Cannabisunternehmen wie Cantourage mehr Produkte auf den Markt bringen was laut ICBC in Q3 dieses Jahr zu einer Importsteigerung von 70 % geführt hat!
Kurz gesagt, der deutsche Cannabismarkt wurde dieses Jahr mit Patienten und Produkten geflutet. 🌊🥦
Das Problem das jedoch durch dieses massives Wachstum entstanden ist, ist das von den Cannabisvertreibern zu den Apotheken bis hin zu den Patienten links und rechts blind eingekauft wird. So mag ein deutscher Importpartner vielleicht die THC-Werte und Namen der Kultivare kennen bevor er sie nach Deutschland importiert, doch die eigentliche Qualität der Produkte bleibt den meisten oft ein Rätsel. Dadurch können unethische Unternehmen die nach Deutschland exportieren auch gerne mal ihre B-Ware und Restbestände an den frühreifen deutschen Cannabismarkt verkaufen, welche sie in ihrem Ursprungsland nicht loswerden.
Doch wie gesagt kaufen nicht nur die Cannabisversorger, sondern auch die medizinischen Cannabisverkäufer - die Apotheken - ihre Produkte ein ohne ihre tatsächliche Qualität zu kennen.
Da die Produkte in den Apotheken dann in standardisierte Verpackungen abgepackt werden haben auch die Cannabispatienten keine Chance ihre Medizin sensorisch wahrzunehmen, um gut informierte Kaufentscheidungen zu treffen.
Der massive medizinische Cannabis Boom führt dabei auch zu Lieferengpässen und einem Apothekensortiment das vor allem aus sogenannten „Austauschkultivaren” besteht.
Austauschkultivare bedeutet, dass anstatt regelmäßig die gleichen Sorten bestellen zu können bekommen die Apotheken ständig neue Cannabissorten. Das ist alles andere als ideal für die Cannabispatienten, die versuchen die Sorten zu bekommen auf die sie eingestellt sind, sprich die Sorten kaufen zu können die ihnen am besten mit ihren Beschwerden helfen.
Letztlich kommt zu all dem Durcheinander noch hinzu, dass sich immer mehr zwielichtige Online Cannabis Plattformen in den medizinischen Cannabismarkt drängen, die sowohl bei der Kundenberatung, als auch den Produkten die sie verkaufen, nicht immer ethisch handeln oder großen Wert auf die Patientenversorgung und Produktqualität legen.
Fehlendes Fachwissen bei Apothekern und Ärzten
Um die Online-Plattformen zu vermeiden, kann man zum Glück ja auch sein Cannabis in seiner örtlichen Apotheke kaufen. Da bekommt man dann auch einen tollen Service und möglichst viele Informationen zu den verschiedenen Produkten, um eine möglichst gute und informierte Kaufentscheidung treffen zu können.
So würde man sich den medizinischen deutschen Cannabismarkt zumindest vorstellen. Die Realität sieht aber leider anders aus.
Das zeigt zum Beispiel der Bundesweite Ärzte-Check den Cantourage im November 2023 durchgeführt hat und dieses Jahr veröffentlichte.
Dabei wurden insgesamt 400 Arztpraxen von einer fiktiven Person kontaktiert, um sich nach einer Cannabistherapie zu erkundigen. Von den 400 kontaktierten Praxen haben jedoch lediglich 185 überhaupt geantwortet, was weniger als die Hälfte ausmacht.
Von diesen 185 teilten 158 per E-Mail mit, dass sie keine Behandlung mit Cannabis anbieten. Lediglich 27 der befragten Arztpraxen zeigten sich offen für das Thema.
Das sind gerade mal 7 % aller befragten!
Aber wie sieht es mit den Apotheken aus?
Ich hatte dieses Jahr die Möglichkeit mit ein paar Mitarbeitern von deutschen Apotheken über ihre Arbeit in dem deutschen medizinischen Markt zu sprechen und habe erfahren, dass es bei den deutschen Cannabisapotheken ähnlich zugeht wie im kanadischen Freizeitmarkt, sprich die Mitarbeiter werden nicht ausreichend geschult und haben dadurch Schwierigkeiten bei der Produktempfehlung und Kundenberatung.
Durch das fehlende Fachwissen der Apotheker entsteht ein Teufelskreis, den man auch genau so in dem kanadischen Freizeitcannabismarkt gewohnt ist:
Die Ärzte sagen dabei den Patienten, dass die Apotheker sie beraten sollen und die Apotheker sagen, dass das die Ärzte machen müssen. Und so schiebt man sich gegenseitig die Verantwortung für die Kundenbetreuung zu, während die Patienten verwirrt werden, wer sie jetzt eigentlich zu ihrer Cannabistherapie beraten kann.
Der THC Wert alleine ist nämlich nicht aussagekräftig für die medizinische Wirkung oder die Qualität eines Produktes. Doch, weil die wahre Produktqualität wie bereits erwähnt in der Lieferkette keine Beachtung geschenkt wird und jeder nur Blind ver- und einkauft, ist der THC-Wert oft die einzige Information, die man neben dem Kaufpreis zu einem Produkt bekommt.
Dazu kommt auch noch das eben durch den einfacheren Zugang zu einem Cannabis Rezept nun auch eben viele „Freizeitkiffer” sich medizinische Cannabis Produkte von den Apotheken und Online-Shops besorgen, welche sich dabei nicht bestimmte Produkte suchen, die ihnen mit ihren Beschwerden helfen, sondern nur möglichst günstig möglichst high werden wollen. Das führt dann eben dazu das ein Großteil der medizinischen Cannabiskäufer nur Produkte kauft, die möglichst günstig sind, aber möglichst viel THC haben, um mit möglichst wenig Geld, möglichst high zu werden.
Da das aber gleichzeitig auch vielen Apothekern bewusst ist, kommt es nun dazu das die Apotheken wie der Micha so schön sagt:
„Cannabispatienten [] oft wie Kiffer behandelt”
und dadurch wahrscheinlich oft auch die Ruhe und das Bewusstsein dafür verliert seine Kunden anständig zu beraten.
Wenn man sich diesen Problemen als Apotheke - die voraussichtlich langzeitig die medizinische Cannabisversorgung in Deutschland übernehmen wird - aber mit diesen Problemen befasst und Lösungsansätze durch geschultes Personal, genauer Produktanalyse und transparenten Produktinformationen bereitstellt, kann man nicht nur diese organisatorischen und kundenorientierte Probleme lösen, sondern auch seine Anerkennung und Verkaufspreise durch diesen zusätzlichen Service und fortgeschrittene Beratung skalieren.
Fehlende Hilfsmittel zur Qualitätserkennung und Patientenberatung
Jetzt wo wir uns dem letzten Problem des medizinischen Cannabismarktes in Deutschland widmen, ist es wichtig zu betonen, dass es auch einige Apotheken gibt, die bereits auf dem richtigen Weg sind, indem sie Cannabis-affine Mitarbeiter einstellen, ihre Cannabisprodukte kontrollieren und ihr Personal durch Fortbildungen schulen lassen.
Außerdem ist es wichtig sich klarzumachen, dass der richtige Cannabismarkt und der Stellenwert von Cannabis erst so wirklich mit der Legalisierung im April dieses Jahres (2024) begonnen hat.
Und um so einen komplexen und neuen Markt zu bedienen braucht es nicht nur Fachwissen, sondern auch eine technologisch und organisatorisch fortgeschrittene Infrastruktur um das Handeln im Cannabismarkt zu standardisieren und dadurch das Leben der Produzenten, Apotheken und Verbraucher zu erleichtern.
Diese fortgeschrittene Infrastruktur ist vor allem essenziell, wenn es um die Qualitätserkennung und Kundenberatung zu medizinischem Cannabis geht.
Wer mit erfahrenen Cannabis-Ärzten spricht oder mal ein paar medizinische Cannabis Bücher liest wird nämlich eines schnell erkennen, und zwar dass Cannabis die individuellste Droge der Welt ist. Das heißt, dass jeder Mensch unterschiedlich auf Cannabis reagiert - ja, auch sogar, wenn es dieselbe Sorte und dieselbe Dosierung sind!
Aus diesem Grund hat der Neurowissenschaftler Andrew Huberman in seiner Podcast-Episode mit dem Titel: „Die Wirkung von Cannabis auf das Gehirn und den Körper,” gesagt dass:
„Egal ob Typ 1, Typ 2 oder Typ 3 Cannabis. Egal welches Verhältnis von THC zu CBD. Konsumenten können intensive Angst und Paranoia verspüren. Wie sagt man jetzt vorher wer intensive Angst und Paranoia verspürt und wer intensive Entspannung, Fokus und Kreativität verspürt, nachdem er einen Cannabis Typ 1, 2 oder 3 geraucht oder gegessen hat? Es gibt keinen Weg das vorherzusagen.”
Wenn man nun also die Wirkung von Cannabis auf den Körper und Geist nicht vorhersagen kann dann gibt es nur noch eine Möglichkeit, um wirklich Sinn aus der medizinischen Anwendung von Cannabis zu machen, und zwar:
Dass Cannabiskonsumenten verschiedene Produkte probieren müssen und dazu Tagebuch führen müssen, um sich klar zu werden, welche Produkte ihnen mit ihren Beschwerden helfen und dabei möglichst wenig negative Nebenwirkungen auf sie haben.
Dies ist ein weiterer wichtiger Punkt der sowohl von erfahrenen Cannabisärzten als auch medizinischen Cannabis Fachbüchern immer wieder wiederholt wird.
Was dabei beim Notieren seiner Cannabiserfahrungen neben den Wirkungen, die man verspürt besonders wichtig ist, ist es auch die sensorischen Eigenschaften und die Qualität des Cannabis wahrzunehmen. Das ist dabei vor allem wichtig um sich auf dem mit Austauschkultivaren gefüllten deutschen Cannabismarkt orientieren zu können, indem man sich die Gerüche, Struktur und weitere Qualitätsmerkmale der Produkte merkt, die einem gut geholfen haben, um dadurch ein gutes Ersatzprodukt zu finden.
Die Aufgabe alle Produkte im Sortiment einer Apotheke zu bewerten, um diese wichtigen Faktoren zur Produktauswahl bereitzustellen sollte dabei eine der Hauptaufgaben der Apotheker sein. Nicht nur, weil sie dadurch ihre Patienten viel besser und gezielter beraten können, sondern auch weil durch die Qualitätserkennung minderwertige Produkte frühzeitig erkannt werden, können welche sogar schädlich für den Konsumenten sein können, wenn sie zum Beispiel voller Schimmel oder Mikrosamen sind.
Hier kommen wir wieder zurück zum Thema technologischer und organisatorischer Infrastruktur.
Bei der Qualitätsbewertung ist es nämlich wichtig, dass dieser Prozess so einfach und standardisiert wie möglich für die Apotheker ist und dabei nicht einfach nur Seitenweise persönliche Meinungen auf Papier geschrieben werden, sondern man relevante Datensätze erstellt, die dann auch in der Apotheke benutzt werden können, indem man durch seinen Produktkatalog filtert und bestimmte Produkte suchen kann um möglichst schnell und präzise das richtige Produkt für seine Kunden finden kann.
Aus diesem Grund haben wir unsere Bewertungsplattform erstellt die genau das alles und noch viel mehr ermöglicht.
Außerdem bieten wir Schulungen für Cannabis Apotheken an bei denen wir das nötige Fachwissen und hands-on Training mit unserer Bewertungsplattform vermitteln, um euch zu helfen eure Arbeit, als medizinische Cannabis Apotheke deutlich zu verbessern und zu vereinfachen.
Ein Blick in die Zukunft
„Die Apotheken sollten entweder mehr Mut zur Blüte zeigen oder einfach die Finger davon lassen der Eiertanz, den viele derzeit aufführen ist der Tradition deutscher Apotheken eigentlich unwürdig.” - der Micha
Während der Micha in seinem YouTube Video Tacheles geredet hat, möchten wir euch hiermit etwas Zuversicht geben. Denn ja, es gibt Probleme im medizinischen deutschen Cannabismarkt aber gleichzeitig gibt es auch jede Menge tolle Möglichkeiten.
So haben wir als europäischer Legalisierungsvorreiter die Möglichkeit den globalen Cannabismarkt massiv mitzugestalten und zu formen, indem wir unsere Vorreiterrolle bewusst wahrnehmen und die richtigen Entscheidungen treffen, um diesen Markt so effektiv und zielführend wie Möglich zu gestalten.
Der medizinische Cannabismarkt und die Apotheken haben dabei außerdem eine riesige Möglichkeit um langfristig an ihrer Arbeit in der deutschen Cannabisversorgung zu profitieren, indem sie den vielen deutschen Cannabispatienten helfen, ihre Beschwerden durch eine gute Beratung und eine gute Produktversorgung zu mindern.
Lasst und abschließend aber nochmal schauen, was der Micha dazu zu sagen hat:
„Wenn wir uns schon damit abfinden müssen, dass Cannabis langfristig mit oder ohne Legalisierung aus der Apotheke kommt, dann sollten die endlich damit anfangen, einen ordentlichen Vorortservice aufzubauen, einen ordentlichen Beratungsservice aufzubauen, ihre Mitarbeiter zu schulen, anstatt Cannasseure außen vorzulassen und ausschließlich online zu ver- und zu bedienen.” - Der Micha
Wenn ihr also Interesse daran habt den deutschen Cannabismarkt und eure Arbeit als Cannabisfachkräfte zu revolutionieren dann nehmt gerne mal Kontakt mit uns auf.
Durch unsere gemeinsame Erfahrung von 12 Jahren in der legalen Cannabis-Industrie in Kanada haben wir nämlich nicht nur das Wissen gesammelt, sondern auch die wichtigen technologischen Hilfsmittel erstellt, um gemeinsam mit euch den deutschen Cannabismarkt auf Vordermann zu bringen.
Schreibt uns also gerne eine E-mail an info@urbanistic.ca, meldet euch hier für unsere Schulungen an oder erstellt hier eueren Account für die Bewertungsplattform.
Wir freuen uns darauf, mit euch zusammenzuarbeiten. 👋🏻💚
Quellenangaben:
YouTube, Micha, Hinten HUI, vorne Pfui? Cannabis-Apotheken im Check, 2024 https://www.youtube.com/watch?v=DgCYVG4ombw
Cantourage Blog, Bundesweiter Ärzte-Check: Hier haben Patient:innen die höchsten Chancen auf ein Cannabis-Rezept,2024
https://www.cantourage.com/blog-posts/bundesweiter-arzte-check-hier-haben-patient-innen-die-hochsten-chancen-auf-ein-cannabis-rezept
Cantourage Blog, Medizinisches Cannabis boomt: Cantourage Group SE verzeichnet Rekordquartal in Q3 2024, 2024
https://www.cantourage.com/blog-posts/medizinisches-cannabis-boomt-cantourage-group-se-verzeichnet-rekordquartal-in-q3-2024
mmjdaily, Germany: "Most of the players in the market have seen growth of up to 100% or more", 2024
https://www.mmjdaily.com/article/9630728/germany-most-of-the-players-in-the-market-have-seen-growth-of-up-to-100-or-more/
Prohibition Partners, Medical Cannabis Sales in Germany Expected to Reach €420 Million in 2024, 2024
https://prohibitionpartners.com/2024/10/16/medical-cannabis-sales-in-germany-expected-to-reach-e420-million-in-2024/#:~:text=However%2C
ICBC, Legal Medical Cannabis Imports Surged In Q3 In Germany, 2024
https://internationalcbc.com/legal-medical-cannabis-imports-surged-in-q3-in-germany/
Welt, Hannelore Crolly, Warum Freizeit-Kiffer jetzt die Cannabis-Versorgung für Schwerkranke gefährden, 2024
https://www.welt.de/politik/deutschland/article252926412/Cannabis-Legalisierung-Wie-Freizeit-Kiffer-die-Versorgung-fuer-chronisch-Kranke-gefaehrden.html?utm_source=chatgpt.com
Huberman Labs Podcast #92, The effects of Cannabis on the Brain and Body, 2022
https://open.spotify.com/episode/2Ah2JcSPu3UzORM44ZL0O4?si=lcoLXk7DRx6ofx04T9yHcA